Metabolisches Fußsyndrom und der Einsatz von Vitalstoffen
Bei dem metabolischen Fußsyndrom handelt es sich nahezu immer um ein diabetisches Fußsyndrom. Hierbei handelt es sich um eine Komplikation bei einem länger bestehenden Diabetes mellitus. In der Folge steigt das Risiko für ein Ulkus deutlich an und es besteht die Gefahr für eine Amputation. Die Prävalenz für ein diabetisches Fußsyndrom liegt bei Typ I Diabetikern nach 10 Jahren bei gut 8 Prozent und bei Typ II Diabetikern schon nach fünf Jahren bei 8,5 Prozent. Auffällig ist, dass gut 70 Prozent der in Deutschland durchgeführten Amputationen bei Diabetikern mit metabolischem Fußsyndrom durchgeführt werden.
In der eigenen Praxis wurden in den letzten 10 Jahren circa 180 Patientinnen und Patienten mit metabolischem Fußleiden behandelt. Gemäß der Klassifikation nach Wagner-Armstrong waren diese Patienten im Stadium eins bis drei bzw. A bis D. Patienten mit Nekrosen, daher Stadium vier und fünf nach Wagner, wurden in Fachkliniken überstellt und dort weiterbehandelt. Von den 180 Patienten waren circa 80 Patienten bereit neben der Leitlinientherapie auch eine Vitalstofftherapie durchzuführen. Nahezu alle Patienten zeigten eine deutlich schnellere Besserung der Beschwerden, wenn Vitalstoffe komplementär eingesetzt wurden. Die Wundheilungszeit ließ sich im Gegensatz zur alleinigen Standardtherapie nahezu halbieren. Auch Infektionen und Ischämien waren deutlich schneller therapierbar und – was den Betroffenen besonders auffiel – Schmerzen und Missempfindungen waren deutlich besser therapierbar als mit alleiniger Standardtherapie.
Welche Vitalstoffe zum Einsatz kommen, ist sehr stark Einzelfall abhängig. Hier die wichtigsten Vitalstoffe im Überblick:
Coenzym Q10
Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Vitaminoid. Das sind Substanzen, die ähnliche Wirkungen haben wie Vitamine, die der Körper aber teilweise selber herstellen kann. Beim Coenzym Q10 funktioniert die Eigenproduktion altersabhängig etwa bis zum 40. Lebensjahr. Danach wird dieser Vitalstoff essentiell, daher muss er von außen zugeführt werden, was aber über die Nahrung kaum machbar ist. Die besondere Bedeutung des Coenzym Q10 liegt in seiner Rolle bei der sogenannten Atmungskettenphosphorylierung. In diesem enzymatischen Prozess wird die für uns notwendige Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP) gebildet. Die ATP-Bildung geschieht in den Kraftwerken der Zellen, in den Mitochondrien. Hierbei handelt es sich um, in unsere Körperzellen vor Urzeiten eingewanderte Bakterien, die mit unseren Zellen in Symbiose getreten sind. Pro Zelle haben wir ca. 4.000 bis 11.000 Mitochondrien. Da der menschliche Organismus aus ca. 80 Billionen Zellen besteht, besitzen wir eine gigantische Zahl an Mitochondrien. 95 Prozent der Energiebildung in den Mitochondrien ist vom Coenzym Q10 abhängig. Schon ein Verlust von wenigen Prozent an Coenzym Q10 vermindert die körperliche Energiebildung deutlich und der Organismus wird leichter krank.
Es verwundert daher nicht, dass ein dänischer Kardiologe in seiner randomisierten Doppelblindstudie (Q-Symbio Studie) feststellen konnte, dass bei einer Herzinsuffizienz – die eigentlich eine Prognose wie ein kolorektales Karzinom hat – eine verbesserte Energiezufuhr über Coenzym Q10 Gabe (Studienpräparat: Q10 Bio-Qinon Gold) die Letalität um 50% senken konnte. Ähnlich wie bei der Herzinsuffizienz ist beim metabolischen Fußsyndrom der Energiebedarf durch die atherosklerotischen Veränderungen, der oft bestehenden chronischen Wundinfektionen und der neuropathischen Veränderungen oft deutlich erhöht. Alle großen medizinischen Studien sind mit oxidiertem Coenzym Q10 durchgeführt worden, so dass die Wirksamkeit und Sicherheit gewährleistet ist.
Selen
Eines der größten Probleme beim metabolischen Fußsyndrom ist der hohe oxidative Stress in den betroffenen Fußbereichen. Hier ist eine antioxidative Therapie zwingend erforderlich. Die indirekte antioxidative Wirkung des Selens über die Glutathionperoxidasen (GPX oder auch GSH-Peroxidase) ist für das Gleichgewicht von Oxidantien und Antioxidantien im menschlichen Organismus von zentraler Bedeutung. Selen schützt über die Glutathionperoxidase biologische Makromoleküle und Biomembranen, wobei es eng mit den antioxidativen Vitaminen (A, C, E und einige B-Vitaminen) interagiert. Bei den auf dem Markt erhältlichen Supplementen wird zwischen organischen und anorganischen Selenverbindungen unterschieden. Für den langfristigen Einsatz sind organische Verbindungen besser geeignet, da sie besser resorbiert werden, eine längere Halbwertzeit haben und nicht negativ mit anderen Vitalstoffen interagieren.
Zusammenfassung
Der Einsatz von Vitalstoffen beim metabolischen Fußsyndrom ist medizinisch sinnvoll und sollte der Standardtherapie hinzugefügt werden, denn nahezu jeder Patient profitiert von einer komplementären Therapie mit Mikronährstoffen.
Dr. med. Edmund Schmidt und Nathalie
Schmidt (www.ensign-ohg.de)