Raus aus der Kinder- und Jugendmedizin – rein ins Risiko? Warum der Wechsel in die Erwachsenenmedizin für Jugendliche mit Diabetes oft schiefläuft und welche Gefahren bestehen
Der Übergang chronisch kranker Jugendlicher in die Erwachsenenmedizin – die sogenannte Transition – birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Jedes Jahr sind in Deutschland rund 3.200 Jugendliche mit Typ-1-Diabetes betroffen. Werden sie in dieser Übergangszeit nicht professionell begleitet, drohen ihnen Versorgungslücken, schlechtere Blutzuckerwerte und eine Zunahme von Diabeteskomplikationen. Besonders bewährt hat sich das strukturierte Berliner Transitionsprogramm (BTP), das Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren durch ein professionelles Fallmanagement unterstützt.
Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) betont die herausragende Rolle der Diabetesberatung in dieser kritischen Phase und ruft Eltern auf, die Transition ihrer Kinder aktiv zu begleiten.
Die Transition ist weit mehr als ein Wechsel vom Kinder- zum Erwachsenenarzt. „Sie bedeutet, dass Jugendliche Verantwortung für ihre Krankheit übernehmen, sich in einem neuen medizinischen Umfeld zurechtfinden müssen und jahrelange Bindungen zu einem vertrauten Behandlungsteam enden“, erklärt Dr. Silvia Müther, Diabetologin und Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin sowie Leiterin des Diabeteszentrums für Kinder und Jugendliche an den DRK Kliniken Berlin. „Dieser Prozess muss nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch gut vorbereitet, begleitet und individuell angepasst werden – sonst kann die Versorgung lückenhaft und die Stoffwechsellage instabil werden.“
Studien zeigen: Mindestens ein Drittel der Jugendlichen fällt nach dem Arztwechsel zeitweise aus der fachärztlichen Betreuung. 20 Prozent gehen im Prozess sogar ganz verloren. Die Folgen sind gravierend – das Risiko für Unterzuckerungen, diabetische Ketoazidosen oder erste diabetische Folgeschäden steigt.
Struktur, Zeit und Vertrauen schaffen Sicherheit
Das Berliner Transitionsprogramm (BTP) begegnet diesen Herausforderungen mit einem sektorenübergreifenden Versorgungsansatz. Fallmanagerinnen und -manager begleiten Jugendliche über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren – von der ersten Planung bis zur stabilen Anbindung an die Erwachsenenmedizin. Dazu gehören Transitionsgespräche, strukturierte Übergabeberichte, individuelle Beratung und Hilfe bei der Arztsuche.
„Das Besondere am BTP ist, dass es nicht nur medizinische, sondern auch psychosoziale Aspekte einbezieht“, sagt Pflegemanagerin und Pflegewissenschaftlerin Jana Findorff von den DRK Kliniken Berlin, die das Projekt mit initiiert hat. „Wir schauen mit den Jugendlichen nicht nur die Stoffwechselwerte, sondern auch auf Schulstress, Zukunftsängste und soziale Fragen. Das stärkt die Selbstständigkeit und verhindert, dass junge Menschen in dieser Lebensphase allein gelassen werden.“
Diabetesberatung als Schlüsselrolle
Gerade in der Transition sind Diabetesberaterinnen und -berater unverzichtbar. Sie begleiten Jugendliche individuell, vermitteln Gesundheitswissen auf Augenhöhe und fördern den Aufbau von Selbstverantwortung. „Wir sind oft die Konstante im System“, betont Yvonne Häusler, Diabetesberaterin an den DRK Kliniken Berlin und Vorstandsmitglied des VDBD. „Wenn sich Arztteams ändern und Eltern sich zurücknehmen, bleiben wir ansprechbar – auch emotional.“
Neben der medizinischen Anleitung hilft die Diabetesberatung bei praktischen Fragen: Wie kann ich meinen Therapiealltag organisieren? Was passiert mit meiner Insulinversorgung, wenn ich zum Studieren in eine andere Stadt ziehe?
Ratschläge für Eltern: Loslassen lernen – aber nicht allein
Der VDBD rät Eltern, sich frühzeitig mit der bevorstehenden Transition auseinanderzusetzen. „Eltern haben ihre Kinder über viele Jahre mitversorgt – das Loslassen fällt vielen oft schwer“, so Häusler. „Doch genau hier braucht es professionelle Unterstützung. Eltern sollten nicht aus Angst klammern, sondern die Eigenverantwortung der Jugendlichen gezielt fördern – gemeinsam mit den Fachkräften.“
Wichtig ist, die Transition aktiv zu begleiten: Fragen stellen, bei der Arztsuche unterstützen, rechtzeitig mit der Krankenkasse sprechen. Angebote wie das BTP, das Schulungsprogramm „Fit für den Wechsel“ (https://www.btp-ev.de/wp-content/uploads/2018/11/RZ_Jugendbroschu_re_2016.pdf) oder der Between-Kompass (https://between-kompas.de/) bieten hilfreiche Orientierung für Familien.
Transitionsstrukturen brauchen finanzielle und politische Unterstützung
„Ein gelungener Übergang in die Erwachsenenmedizin entscheidet über die langfristige Gesundheit junger Menschen mit Diabetes“, betont Häusler. „Dafür brauchen wir verbindliche Transitionsstrukturen, eine faire Finanzierung durch die Krankenkassen – und vor allem: die Wertschätzung der professionellen Diabetesberatung als Schlüsselstelle in diesem Prozess.“
Der VDBD fordert daher eine flächendeckende Verankerung strukturierter Transitionsprogramme und ruft Politik, Krankenkassen und Versorgungseinrichtungen auf, die Phase zwischen Jugend- und Erwachsenenmedizin nicht länger dem Zufall zu überlassen.
Quelle: Verband der Diabetesberatungs- und Schulungskräfte VDBD
Insulinpumpentag in Dresden
Der 24. Dresdner Insulinpumpentag findet am
Samstag, den 20. September 2025 von 9 bis 13.30 Uhr statt
Wo?
Hörsaal und Foyer Dekanat Medizinische Fakultät
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Fiedlerstraße 27/Haus 40, Dresden
Thema
Reisen und Diabetes – Eine Herausforderung mit AID-Systemen(?)
Eintritt ist frei
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Selbsthilfe Niere – Prävention, Dialyse, Transplantation
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7 Tipps für die Nierengesundheit
7 Tipps für gesunde Nieren
Diabetesberatung: Ein wichtiger Begleiter für die Nierengesundheit
Diabetes und Nieren – Warum der Diabetes die kleinsten Blutgefäße unserer Entgiftungsanlage gefährdet
Bis zu 40 Prozent aller Menschen mit Diabetes entwickeln aufgrund einer Schädigung der kleinen Blutgefäße (Mikroangiopathie) im Laufe ihrer Erkrankung eine Nierenschädigung (Nephropathie)
Die Nieren sind dann nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben, nämlich die Entgiftung des Blutes und die Regulierung des Wasserhaushalts, ausreichend wahrzunehmen. Häufig kommt es dabei zu einem Blutdruckanstieg mit allen ungünstigen Folgen für die Niere und die Gefäße. Die Betroffenen tragen deshalb ein erhöhtes Risiko, vorzeitig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.
Wie arbeiten die Nieren?
Die kleinen Filtereinheiten in den Nieren, die sogenannten Nierenkörperchen, bestehen aus einem Knäuel ganz feiner Blutgefäße, durch die das gesamte Blut geleitet wird. Niedermolekulare Stoffe wie Salze, Harnstoff oder Schadstoffrückstände werden aus dem Blut herausgefiltert, indem sie – mittels Blutdruck – durch die Kapillarwand und deren äußerste Hülle, die netzförmig aufgebaute Basalmembran, gepresst und mit dem Harn ausgeschieden werden. Großmolekulare Stoffe, wie Eiweiße und Blutkörperchen, gelangen normalerweise aufgrund ihrer Größe nicht durch die kleinen Maschen des Filters.
Was passiert bei Diabetes in den Nieren?
Nierenschäden entwickeln sich auf der Basis veränderter Strukturen in den Nierenkörperchen. Die Wände ihrer kleinen Blutgefäße werden geschädigt, da der erhöhte Blutzuckerspiegel jene Eiweiße verzuckert, die das Maschenwerk der Basalmembran bilden. So vergrößern sich die Netzmaschen, die Basalmembran quillt auf und die Kapillarwände werden dicker, was wiederum die Durchblutung der Nieren einschränkt.
Was fördert eine Nierenschädigung?
Die ungenügende Blutzuckereinstellung scheint der wichtigste Risikofaktor für die Nierenschädigung bei Diabetes zu sein. Langzeit-Studien zeigen, dass eine anfänglich intensivierte Diabetestherapie bei Typ-1-Diabetikern mit einem HbA1c von 6,5 bis 7,5 Prozent das Risiko für eine Einschränkung der Nierenfunktion deutlich vermindert. Aber auch im Endstadium der Nierenfunktion haben Diabetiker an der Dialyse unter guter Stoffwechseleinstellung eine bessere Prognose. Neben der Stoffwechseleinstellung kann eine effektive Blutdrucksenkung das Fortschreiten (Progredienz) der diabetischen Nephropathie deutlich verlangsamen. Wichtige Faktoren, die die Funktionsverschlechterung der Niere zusätzlich begünstigen und beschleunigen, sind nämlich ein erhöhter Blutdruck und Rauchen. Im Laufe der Zeit wird Bluthochdruck, der sich auch erst infolge einer Nierenschädigung entwickeln kann, als Einflussfaktor (Progressionsfaktor) noch wichtiger als erhöhte Blutzuckerwerte. Es besteht heute unter den Diabetologen Konsens darüber, dass bei Menschen mit Diabetes ohne Nierenschädigung, die bislang keine Blutdrucksenker bekommen, Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg und bei Diabetiker mit einem Nierenschaden (Eiweiß im Urin) Blutdruckwerte unter 130/80 mmHg angestrebt werden sollen. Aufgrund besserer Blutdruck- und Blutzucker-Einstellung wurde in den Industrienationen ein Rückgang der Dialyse-Pflicht beobachtet.
Auch die Inhaltsstoffe im Zigarettenrauch verengen die Blutgefäße in der Niere. Bereits bei mäßigen Rauchern schreitet die Nephropathie deshalb doppelt so schnell wie bei Nichtrauchern fort. Weitere Risikofaktoren sind eine Fettstoffwechselstörung und eine übermäßige Eiweißzufuhr über die Nahrung. Zehn Jahre nach Diagnose eines Typ-2-Diabetes haben etwa 25 Prozent der Betroffenen eine beginnende und knapp ein Prozent eine bereits fortgeschrittene Nierenfunktionsstörung.
Diagnose diabetischer Nierenerkrankungen
Blut oder Eiweiß (Albumin) im Urin sind ein Hinweis auf eine Nierenschädigung. Bereits eine Albuminmenge von 20 mg/Liter Urin (vorzugsweise im Morgenurin gemessen) kann – insbesondere bei Menschen mit Diabetes – auf einen beginnenden Nierenschaden hinweisen. Man spricht bei Werten von 20 bis 200 mg/Liter Urin oder 30 bis 300 mg/Tag von einer Mikroalbuminurie. Erhöhte Albuminwerte im Urin sind erst dann von Bedeutung, wenn innerhalb von drei bis sechs Monaten mindestens zwei von drei Testergebnissen positiv waren.
Albuminwerte über 200 mg/Liter werden als Makroalbuminurie bezeichnet. Um die Nierenfunktion zu beurteilen, wird auch die Kreatinin-Konzentration im Blut herangezogen. Kreatinin ist ein Stoffwechselprodukt des Muskels und wird nur über Filtration in den Nieren ausgeschieden. Bei verminderter Filterleistung der Niere steigt die Kreatinin-Konzentration im Blut an – allerdings erst, wenn die Nieren bereits zu über 50 Prozent geschädigt sind.
Eine bessere Aussage zur Nierenfunktion liefert die glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Sie gibt die Harnmenge an, die beide Nieren zusammen filtern. Die GFR lässt sich heute mit einer einfachen Blutuntersuchung (anhand des Kreatinin-Spiegels) abschätzen. Mit fortschreitender Nierenschädigung nimmt die GFR immer weiter ab.
Am besten lässt sich die künftige diabetische Nephropathie bei Typ-1-Diabetikern mit dem frühen fortschreitenden Nierenfunktionsverlust und konstant sehr hohen HbA1c-Werten (über 9 Prozent) vorhersagen. Zur exakten Diagnose der Nierenerkrankung gehört auch die Ultraschalluntersuchung der Nieren. Die Form und Größe der Nieren geben wichtige Informationen über das Ausmaß der Nierenschädigung. Zu einer krankhaften Nierenverkleinerung kommt es allerdings erst, wenn schon eine Dialyse notwendig wird.
Risikofaktoren für Nierenerkrankungen bei Patienten mit Diabetes
Risikofaktoren für eine Nierenerkrankung müssen erfasst und soweit möglich behandelt werden. Die Risikofaktoren für das Auftreten einer Nierenerkrankung können in beeinflussbare und nichtbeeinflussbare Faktoren unterschieden werden. Als beeinflussbare Risikofaktoren gelten hohe Blutzucker- und hohe Blutdruckwerte, starkes Übergewicht und erhöhte Fettstoffwechselwerte (u. a. Cholesterin). Nichtbeeinflussbare Risikofaktoren sind höheres Lebensalter, Dauer der Diabeteserkrankung, gleichzeitiges Vorliegen einer Netzhautschädigung (Retinopathie) und vermehrte Fälle von Bluthochdruck und Nierenkrankheiten in der Familie.
Bedeutung der Nierenerkrankung für den Gesamtorganismus
Patienten, die eine Eiweißausscheidung mit dem Urin (Albuminurie) aufweisen oder an einer diabetesbedingten Nierenerkrankung leiden, müssen als Hochrisikopatienten für Herz-Kreislauf-Krankheiten angesehen werden. Die Nierenschädigung und auch die reine Albuminurie steht deutlich in Zusammenhang mit koronarer Herzerkrankung, Schlaganfall, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und vorzeitiger herzkreislaufbedingter Sterblichkeit. Gezielte Folgeuntersuchungen der großen Gefäße (Aorta, Arterien) und der Herzfunktion sind daher erforderlich. Schreitet die Nierenerkrankung fort oder liegt zum Zeitpunkt der Diabetes-Diagnose bereits eine höhergradige Nierenfunktionseinschränkung vor, ist eine gemeinsame Betreuung durch Hausarzt, Diabetologen, Nephrologen und eventuell Kardiologen sinnvoll.
Der erste Schritt: Ernährungsverhalten
Bereits bei beginnender Nierenschädigung ist es ratsam, die Eiweißaufnahme mit der Nahrung möglichst unter 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht zu reduzieren. Das Rauchen sollten die Betroffenen unbedingt aufgeben. Tipps zur Raucherentwöhnung erhalten Sie beim Lungeninformationsdienst. Liegen Störungen des Fettstoffwechsels vor, d. h. sind die LDL-Cholesterin- und Triglyzeridwerte erhöht und die HDL-Werte zu niedrig, sind geeignete Medikamente einzunehmen.
Mögliche Therapien
Es gilt als sicher, dass eine beginnende diabetische Nierenerkrankung allein mit einer guten Stoffwechseleinstellung zum Stillstand kommen oder im Verlauf verzögert werden kann. Auch eine Ausscheidung geringer Mengen Eiweiß mit dem Urin (Mikroalbuminurie) lässt sich durch eine konsequente Therapie zumeist wieder in Griff bekommen. Die Verschlechterung der Nierenfunktion bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist ganz entscheidend von der Einstellung der Blutzucker- und HbA1c-Werte abhängig. Ein endgültiges Nierenversagen bei Typ-1-Diabetes tritt bei HbA1c-Werten unter acht Prozent praktisch nicht auf.
Quelle:
Diabetesinformationsdienst München
Weitere Informationen und Erklärungen finden Sie in folgenden YouTube-Videos:
Funktion unserer Entgiftungsstation: www.youtube.com/watch?v=fDx
ACrMjwD4
Diabetes und Nierenerkrankungen: www.youtube.com/watch?v=OZ
Vj945sQPY
Aufbau & Funktionsweise einfach erklärt: www.youtube.com/watch?v
=msLQ2KhW1Ts
Passive Immunisierung ergänzt die klassische Impfung
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdet, an COVID-19 zu erkranken. Bei dieser Personengruppe führt die Erkrankung oft zu schwereren Verläufen, Krankenhausaufnahmen und Todesfällen. Gleichzeitig ist das Risiko der Betroffenen für eine Verschlechterung der Grunderkrankung durch die Infektion erhöht. Da ihr Immunsystem jedoch häufig nur unzureichend auf Impfungen anspricht, sind alternative Schutzmaßnahmen ergänzend zur Impfung besonders wichtig. Die soeben veröffentlichte Phase-III-Studie SUPERNOVA an immungeschwächten Personen zeigt, dass die passive Immunisierung mit dem lang wirksamen monoklonalen Antikörper Sipavibart diese Risikogruppen bis zu 6 Monate vor einer schweren Erkrankung an COVID-19 schützen kann (1). Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) setzt sich dafür ein, dass besonders gefährdete Patienten Zugang zu dieser neuen Schutzmöglichkeit erhalten. „Für viele Betroffene kann dies den entscheidenden Unterschied machen“, so die Fachgesellschaft.
Immunsupprimierte Menschen haben ein Risiko für schwerwiegende Verläufe
Immunsupprimierte Patienten haben oft eine nur schwache oder fehlende Immunantwort auf Impfstoffe. Dies betrifft insbesondere Menschen nach Nierentransplantationen, Patienten mit hämatologischen Erkrankungen oder unter anderer immunsuppressiver Therapie. „Für diese Gruppen ist COVID-19 weiterhin eine ernsthafte Bedrohung“, betont Professor Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Direktorin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation (NTX) der Universitätsmedizin Mainz und Pressesprecherin der DGfN. „Die passive Immunisierung kann deshalb ein entscheidender Schutzmechanismus sein.“
Bei der passiven Immunisierung werden Konzentrate von Antikörpern gespritzt, sodass schnell hohe Antikörperspiegel im Blut vorhanden sind. Diese Vorgehensweise gewährleistet jedoch keinen langfristigen Immunschutz, da die verabreichten Antikörper innerhalb weniger Wochen oder Monate abgebaut werden. Mittlerweile sind jedoch 2 Antikörperformulierungen für Immungeschwächte zum Schutz vor COVID zugelassen, Evusheld und Sipavibart. Dank einer neuartigen Technologie sind sie bis zu 6 Monate im Körper wirksam.
Evusheld, die Kombination Tixagevimab/Cilgavimab, zeigt jedoch gegen die aktuell zirkulierenden Virus-Varianten eine deutlich reduzierte Wirksamkeit. Der monoklonale Antikörper Sipavibart ist eine neue Option, Risikopatienten vor einer symptomatischen oder schweren COVID-19-Erkrankung zu schützen. Das Medikament wurde soeben von der European Medicines Agency (EMA) zugelassen und ist nun verfügbar.
Klinische Studie mit fast 3.500 immungeschwächten Teilnehmenden
Die aktuell im medizinischen Fachjournal The Lancet Infectious Diseases veröffentlichte SUPERNOVA-Studie untersuchte die Wirksamkeit von Sipavibart gegenüber der Kontrollgruppe (Tixagevimab/Cilgavimab oder Placebo) in einer doppelblinden, randomisierten Phase-III-Studie mit 3.335 immunsupprimierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Jahr 2023. Sipavibart reduzierte das Risiko, an jedweder SARS-CoV-2- Variante innerhalb von 6 Monaten zu erkranken, um 34,9 % (97,5 % CI15·0–50·1; p<0·001) und um 42,9 % (95 % CI 19·9–59·3; p=0·001) bei nicht-resistenten Varianten. In den ersten 90 Tagen lag die Risikoreduktion sogar bei 41,9 % (95 % CI 22·5–56·5) beziehungsweise 60,0 % (95 % CI 36·2–74·9).
Zudem erkrankten unter der Behandlung mit Sipavibart weniger Menschen an einer symptomatischen COVID-19- Erkrankung im Vergleich zur Kontrollgruppe (Tixagevimab/Cilgavimab oder Placebo).
Eine Antikörper-Dosis schützt 6 Monate
SUPERNOVA ist die einzige randomisierte Phase-III-Studie, die Wirksamkeitsdaten für die COVID-19-Präexpositionsprophylaxe ausschließlich bei immungeschwächten Patienten liefert. Während viele der bisher verfügbaren Antikörper aufgrund neuer Virusvarianten ihre Wirksamkeit verloren haben, neutralisiert Sipavibart noch immer ein breites Spektrum von SARS-CoV-2-Varianten – obwohl auch hier seit November 2024 resistente Varianten aufgetreten sind. „Zudem bietet eine einzelne Dosis Schutz für 6 Monate, was insbesondere für immungeschwächte Patienten von Vorteil ist, die nicht regelmäßig Impfungen oder andere prophylaktische Maßnahmen erhalten können“, so die Nephrologin.
Immunsupprimierte Patienten dennoch weiterhin gegen COVID-19 impfen
Die passive Immunisierung mit Sipavibart ersetzt jedoch nicht die COVID-19-Impfung. „Wir empfehlen, dass immungeschwächte Patienten weiterhin gemäß den aktuellen Leitlinien gegen COVID-19 geimpft werden sollten.“ Während die Impfung eine breitere Immunantwort ermögliche, biete die passive Immunisierung einen zusätzlichen Schutz für diejenigen, bei denen die Impfantwort unzureichend ist. „Eine Kombination beider Maßnahmen kann das Risiko für schwere Verläufe weiter senken.“
Herausforderungen durch neue Virusvarianten
Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Sipavibart wirkt nicht bei den zunehmend verbreiteten Omikron-Varianten mit sogenannten F456L-Mutationen. „Dabei handelt es sich um eine sogenannte Immun-Escape-Mutation. Dadurch können sich auch Personen mit COVID anstecken, die sich schon einmal mit SARS-CoV-2 einschließlich der Omikronvariante infiziert hatten („Durchbruchsinfektion“)“, erläutert die Nephrologin.
„Das unterstreicht, wie wichtig es ist, die Entwicklung neuer monoklonaler Antikörper kontinuierlich voranzutreiben, um mit der Evolution des Virus Schritt zu halten“, erklärt die Expertin.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)
Stumme Gefahr Bluthochdruck: So schützen Sie Herz und Gefäße
Blutdruckmessen: die beste Vorsorge
- mindestens alle drei Jahre bei Erwachsenen unter 40 Jahren,
- mindestens einmal pro Jahr ab einem Alter von 40 Jahren. Werden dabei erhöhte Werte festgestellt, es liegen aber keine weiteren Risikofaktoren vor, die eine therapeutische Intervention erfordern, sollte innerhalb des Jahres eine Nachkontrolle erfolgen.
Blutdruck messen: Wo und wie am besten?
- die Blutdruckmessung beim Arzt in der Praxis,
- die Selbstmessung zu Hause und
- die kontinuierliche 24-Stunden-Messung.
Fünf Grundregeln für korrektes Blutdruckmessen
- Vor der Messung sollten Sie zunächst für 5 Minuten zur Ruhe kommen und zuvor körperliche Aktivitäten vermeiden.
- Setzen Sie sich entspannt auf einen Stuhl lehnen Sie sich an die Stuhllehne an und legen Sie den zu messenden Arm auf den Tisch.
- Wichtig ist die richtige Position der Blutdruckmanschette: die Manschette muss sich – egal ob am Oberarm oder Handgelenk – immer in Herzhöhe befinden, sonst kommt es zu verfälschten Werten.
- Vermeiden Sie Bewegungen, Reden oder Lachen sowie Ablenkungen durch Musik oder Nachrichten während der Messungen.
- Zertifizierte Blutdruckmessgeräte sind zu bevorzugen.
Blutdruck senken: Medikamentös, aber flankiert von gesundem Lebensstil
Kaffee senkt Diabetesrisiko – aber nur ohne Zucker oder Süßstoff
Schwarzer Kaffee kann das Risiko für Typ-2-Diabetes senken. Neue Studiendaten zeigen, dass der schützende Effekt von Kaffee durch die Zugabe von Zucker oder künstlichen Süßstoffen deutlich abgeschwächt wird. Sahne beeinflusste den Zusammenhang hingegen nicht.
Kaffee trinken wird in Studien mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes (T2D) in Verbindung gebracht. Es ist bislang unbekannt, ob die Verwendung von Zusatzstoffen diesen Zusammenhang verändern kann.
Das Ziel einer aktuellen Studie aus China war es, den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für T2D zu analysieren, indem die Zugabe von Zucker, künstlichen Süßstoffen, Sahne oder einem milchfreien Kaffeeweißer berücksichtigt wurde.
Ergebnisse aus 3 großen prospektiven US-Kohortenstudien
Es wurden 3 große prospektive Kohorten – Nurses‘ Health Study (NHS; 1986–2020), NHS II (1991–2020) und die Health Professionals Follow-up Study (HPFS 1991–2020) –für die Analyse verwendet. Der Kaffeekonsum, die Verwendung von Zusatzstoffen und die T2D-Inzidenz wurden anhand validierter Fragebögen ermittelt.
Welchen Einfluss haben Kaffeezusätze auf das Diabetesrisko?
Während einem Nachbeobachtungszeitraum von 3 665 408 Personenjahren wurden 13 281 Fälle von Typ-2-Diabetes dokumentiert. Jede zusätzliche Tasse Kaffee ohne Zusatzstoffe war in einer gepoolten Analyse der 3 Kohorten mit einem um 10 % geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes assoziiert (Hazard Ratio, HR: 0,90; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,89 – 0,92). Der umgekehrte Zusammenhang änderte sich bei Teilnehmern, die Sahne hinzugaben, nicht. Bei Teilnehmern, die ihrem Kaffee Zucker hinzugaben (durchschnittlich 1 Teelöffel pro Tasse), war der Zusammenhang deutlich abgeschwächt (HR: 0,95; 95 % KI: 0,93 – 0,97; Interaktionsterm HR: 1,17; 95 % KI: 1,07 – 1,27). Ein ähnliches Muster wurde bei denjenigen beobachtet, die künstliche Süßstoffe verwendeten (HR: 0,93; 95 % KI: 0,90 – 0,96; Interaktionsterm HR: 1,13; 95 % KI: 1,00 – 1,28). Der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Typ-2-Diabetes-Risiko war bei denjenigen, die Kaffeeweißer verwendeten, ebenfalls abgeschwächt, aber nicht signifikant (HR: 0,95; 95 % KI: 0,91 – 1,00; Interaktionsterm HR: 1,16; 95 % KI: 0,66 – 2,06).
Ungesüßter Kaffee kann das Risiko für Typ-2-Diabtes senken
Der Genuss von schwarzem Kaffee kann laut der Autoren das Risiko für Typ-2-Diabetes senken. Die Zugabe von Zucker oder künstlichen Süßstoffen verringert das Ausmaß des umgekehrten Zusammenhangs zwischen höherem Kaffeekonsum und Typ-2-Diabetes-Risiko erheblich, während die Verwendung von Sahne den umgekehrten Zusammenhang nicht veränderte.
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal
