Eagle eye
Heute: „Im Strudel“

Liebe Leser,
ich hoffe Sie sind wohlauf und es geht Ihnen, den Umständen entsprechend, gut. Der Diabetes ist ja nun mal was er ist und er wird uns auch noch eine Weile erhalten bleiben. Zumindest hoffe ich, dass Sie nicht so krank sind wie unser Gesundheitssystem, denn da scheint ja Hopfen und Malz verloren zu sein.

Auch wenn der Herr Bundesgesundheitsminister glaubt, dass die Krankenhausreform das System verbessert, ist wohl allen klar, dass Ärzte und Fachpersonal nicht vom Himmel fallen oder auf Bäumen wachsen. Was machen wir da? Ganz einfach, wir schließen Krankenhäuser. Die Ärzte und Pfleger, das ganze Fachpersonal ist dann ja frei und kann in anderen Krankenhäusern arbeiten. Eine ganz fabelhafte Idee – oder?

Ja gut, irgendwas ist ja immer. Also wenn dann ausgerechnet in Ihrer Umgebung das Krankenhaus fehlt, welches Sie gerade zur Versorgung bei einer Erkrankung bräuchten, dann muss man eben mal weitere Wege in Kauf nehmen. Das ist ja auch klar, Ärzte wachsen eben nicht auf Bäumen. Man müsste sich kringeln vor Lachen, wenn es nicht so ernst wäre.

Das System braucht insgesamt eine neue Struktur, dieses Flickwerk schafft immer nur weitere Probleme. Und meiner Meinung nach muss als erstes der ganze Kostendruck raus. Wie kann man denn von dem Gedanken ausgehen, dass ein Krankenhaus oder eben eine Arztpraxis gewinnorientiert und gewinnoptimiert arbeiten muss. Es sollte doch der Mensch im Mittelpunkt stehen und das hehre Ziel des Arztes, zu lindern und zu heilen. Es ist nachvollziehbar, wenn die Krankenkasse nur zahlt was notwendig ist. Wir müssen ja nicht alle mit dem Gebiss voller Goldzähne herumlaufen. Aber, dass der Arzt im Hinterkopf haben muss, ob es sich rechnet oder nicht, ist einfach furchtbar. Zumal am Ende wieder die Gemeinschaft die Zeche zahlt. Sagen die Krankenkassen das Geld reicht nicht, springt der Staat doch mit Steuergeldern ein und unterstützt.

Meiner Meinung nach muss das ganze System wieder vom Kopf auf die Beine gestellt werden. Gesundheitsversorgung darf nicht profitorientiert sein. Selbst die Vertreter der Krankenhäuser zweifeln, ob das System so funktioniert und melden Bedenken an, dass während der Umstellungsphase einige auf der Strecke bleiben. Die Hausarztpraxen sind in Sorge, wie es sich weiterentwickelt, denn sie arbeiten schon am Limit und die Apotheken melden Probleme bei der Versorgung.

Eigentlich wollte ich am Anfang erwähnen, dass die Politik sich in letzter Zeit nicht besonders um das Thema Diabetes gekümmert hat. Vielleicht ist das gut, denn so wurde unsere Versorgung nicht noch weiter beschnitten, aber andererseits sind wir in diesem Strudel des Chaos genauso gefangen wie alle anderen Patienten. Mit Ablauf der Legislaturperiode wird ein neuer Gesundheitsminister das Sagen haben und fängt wieder mit neuen Projekten an.

Es ist wie auf dem Rummelplatz, wir sitzen im Karussell und das dreht und dreht, manchem wird schlecht und er bekommt das … – Hauptsache dabei!

Ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht. Leider sitzen wir in der ersten Reihe und werden es erfahren.

Ich wünsche Ihnen erst einmal alles Gute, kommen Sie gut über die Feiertage und durch den Winter.

Und wie gewohnt: Ich werde ein (Adler-)Auge darauf haben.

Ihr Matthias Böhmer